[lahmacun]

İstanbul'un yabancısı

Cumartesi, Temmuz 22, 2006

++ auf dringenden Leserwunsch: eine Prise superchauvinistisches Türkeibashing ++

Nachdem uns ein geschätzter Leser dieser Zeilen schon vor längerem (nicht ganz zu Unrecht) einer allzu blauäugigen Türkeibegeisterung geziehen hat, hier ein paar Dinge, die ich hier nicht so toll, um nicht zu sagen: scheiße finde (Ich lasse mal weg, was der Deutsche überall im Ausland – ausgenommen vielleicht Österreich, Schweiz, Skandinavien, Benelux – zu beklagen hat: Dass man nicht aus dem Wasserhahn trinken kann; dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als irgend etwas von dem, was da nun einmal hineingehört, durch die Toilettenrohre; dass man als Vegetarier seine elende Existenz auch gleich zum hehren Hungerstreik stilisieren kann – essen kann man sowieso nichts [naja, hier ist es nicht ganz so schlimm]; dass Abfälle erst fein säuberlich zusammen- und dann auf die Straße geschmissen werden; dass es kein dieses Namens würdiges Brot gibt und mit dem weißen Ersatzschaumstoff entsprechend abfällig umgegangen wird)

[Verkehr]
Es gilt das Recht des Stärkeren/Frecheren. Wer schon des roten Signals (und nicht erst der von rechts heranstürmenden Blechkolonnen) wegen an der Ampel hält ist riskiert, dass ihm der Hintermann drauffährt; wer im Auto einen Gurt sucht, gibt Anlass zum Amusement. Radfahren tun Kinder (wenn überhaupt) auf Hausdächern. Alles andere wäre lebensmüde.

[laufende Nasen]
Es gilt als äußerst unfein, sich in der Öffentlichkeit zu schneuzen. Nicht unfein ist es dagegen (das eine erzwingt logisch das andere, da ja auch Türken Nasenschleimhäute haben), bei laufender Nase die in Frage stehende Substanz mit eindrucksvoller akustischer Wirkung hochzuhiehen.

[Rauchen]
Alle. Rauchen. Alle.

[Schwimmen]
Wenn man drei Tempi absolvieren kann ohne abzusaufen (was ich Bleiente also gerade noch hinbekomme), gilt man schon als Schwimmprofi. Die Tatsache, dass im Sommer jedes Wochenende 50 Personen an den Stränden ertrinken, hat in einem Land, das zu drei Vierteln von Meer umgeben ist, nämlich noch niemanden auf die Idee gebracht, in den Schulen Schwimmunterricht einzuführen.

[Öffentlicher Nahverkehr]
Es ist mir quasi unmöglich herauszufinden, welcher Bus oder Dolmuş (wahlweise als Riesentaxi oder Minibus zu bezeichnen) wo abfährt: An den Haltestellen gibt es keine Pläne, und auch im Fahrzeug fehlt jeder Hinweis auf die Route. Offenbar handelt es sich um eine Art Geheimwissen, das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird.

[Der Pünktliche ist der Dumme]
Es muss ja nicht gleich so pedantisch sein wie bei uns Teutonen. Aber es wäre doch ganz nett, wenn man ungefähr wüsste, wann eine Versammlung wirklich beginnt oder wann der Bus kommt.

[Regeln]
Eine nette Einrichtung. Nicht mehr und nicht weniger.

[Nationalstolz]
Patriot ist, in verschiedenen Abstufungen, eigentlich jeder von links bis rechts. Mangels aktuell vorweisbarer Erfolge (man verzeihe mir diese Arroganz) führt das bei manchen zu einer erschütternden Vergangenheitsorientierung: Junge Burschen können einem 500jahre alte Kriege nacherzählen, als wären sie selbst dabei gewesen, und Attila wird dann zum ersten Türken, der Europa das Fürchten lehrte.
Was übernimmt wohl bei uns die Funktion dieses so leicht verletzbaren Stolzes? Ein Siemens-/Mercedes-Benz-Patriotismus, also der Stolz auf (auch nicht mehr ganz aktuelle) ökonomische Leistungen?

[Militär]
Das Militär ist unantastbar, die schönsten Plätze der Stadt sind zuverlässig Militär-Krankenhäuser/-Studentenheime/-Akademien. Ich muss aber zugeben, dass mit jedem Mal, dass ich auf die Landkarte schaue, mein Verständnis für die große Bindung der Türken an ihre Armee zunimmt: Bei diesen Nachbarn kann man sich Radikalpazifismus kaum leisten. Auch jenseits seiner unmittelbaren Verteidigungsfunktion schätzt man es als Bollwerk gegen Islamierungsbestrebungen. Wie gefährlich da die gegenwärtige Regierung (die bei uns nach dem ersten Schock über das Wahlergebnis ja sehr schnell für unbedenklich erklärt wurde) ist, ist mir noch nicht klar.

[Minderheiten]
Ich neige dazu zu schreiben, dass die Rechte ethnischer/religiöser Minderheiten (z.B. auch der Aleviten) weiterhin verletzt werden. Die Wahrheit ist aber, dass ich es nicht weiß, weil einfach nicht darüber gesprochen wird. Alles, was die Einheit (was immer das ist) der Türkei gefährdet, ist mehr oder weniger tabu.

1 Comments:

Anonymous Adsız said...

[Rauchen]
Alle. Rauchen. Alle.

Das ist schlimm!;)
dein Blog ist sehr interressant!=)

Ağustos 10, 2006 4:55 ÖS  

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