orient & okzident - Ach wie schön sind doch Klischees..
Nach einem Kurzurlaub in Österreich – eine Woche mit Lust 5-lagiges Toilettenpapier in die Schüssel gepfeffert – hat mich das laute, schmutzige, heiße Istanbul wieder. Und ein Tag auf einem kleinen privat gemieteten Bosporuskreuzer – vormittags in einer ruhigen Bucht kurz vor dem Schwarzen Meer anlegen, den ganzen Tag nichts tun als sonnen, ins relativ klare Wasser springen, schwatzen und sich an den Produkten türkischer Vorspeisenkunst gütlich tun, bei Sonnenuntergang grillen und schließlich an den herrschaftlichen Sommerresidenzen der alten Familien Istanbuls, die eindrucksvoll beleuchtet das Bosporusufer säumen, vorbei nach Hause tuckern – entschädigt völlig für das Fehlen dieser Annehmlichkeiten westlichen Lebensstils.
Mögen solche mondänen Späße auch nur einem Bruchteil der hiesigen Gesellschaft möglich sein, ich bin dennoch überzeugt, dass Türken allgemein besser zu leben wissen. Was ich als „Tee-und-Garten-Kultur“ bezeichnen möchte (sicherlich kein türkisches Monopol) – der obligatorische Familienpicknicksonntag; das stundenlange Zusammensitzen im Teegarten, bei dem außer Wasserpfeifenrauch nichts produziert wird; der Brauch, jedem erst mal Tee anzubieten, bevor man (evtl.) zum Wesentlichen kommt; die alten Männer, die in den ihnen vorbehaltenen bescheidenen Cafes mit großem Ernst und wenigen Worten Karten spielen ohne irgendetwas zu konsumieren – das alles mag dem türkischen BSP nicht zuträglich sein, aber jemandem, der auf deutsches Effizienzdenken konditioniert ist, erscheint es wie die Verheißung des Paradieses…
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