[lahmacun]

İstanbul'un yabancısı

Cuma, Mayıs 19, 2006

Nationalfeiertag







Heute wurde hier der nationale „Feiertag der Jugend, des Sports und des Gedenkens an Atatürk” begangen, der an den Beginn des türkischen Befreiungskrieges gegen die Besatzungsmächte Frankreich, Griechenland, Großbritannien und Italien 1919 erinnert und zugleich als Ersatz für Atatürks Geburtstag (dessen Datum nicht bekannt ist) dient. Wie man auf den Bildern hoffentlich sieht, sind nicht nur alle öffentlichen Gebäude üppigst beflaggt, auch die Busse und Bahnen, fast alle Geschäfte, einige private Balkone & Fenster und schließlich die obere Bildschirmecke aller TV-Kanäle sind mit Fähnchen in verschiedensten Größen geschmückt. Der Nationalismus (zu dem ich bisher leider selbst mehr Fragen als hier präsentable Beobachtungsergebnisse habe) scheint (noch) eine bestimmende Grösse zu sein. Skizzenhaft, was mir bisher auffiel:
So überheblich dieses Urteil sein mag: Oft begegnet einem doch noch ein tendenziell essentialistisches Verständnis vom ‚Charakter’ anderer Völker: „Die Deutschen“ sind ehrlich, „die Kurden“ wollen nur Geld (oder was war’s noch gleich?), „die Juden“ – an der Stelle habe ich nach einer Vorschau einschlägigen Inhalts aus Sorge um den weiteren Verlauf des Abends dann lieber abgeblockt.
Das ist durchaus mit Selbstkritik verbunden: Immer wieder werde ich darum gebeten, doch bitte die in Deutschland lebenden Türken (die übrigens, weil aus den ländlichen Gebieten im Osten stammend, „kulturlos“ sind und „nur Geld wollen“) nicht für repräsentative Vertreter der Türkei zu halten. Keine Illusionen machen sich die meisten auch über die wirtschaftliche Ineffizienz und den Nepotismus in ihrem Land.
Dass Atatürk unantastbar ist, scheint mehr als (z.T. wunderliche Blüten treibende) Staatsräson: Er wird auch in Kreisen, in denen ich es nicht vermutet hätte, tatsächlich leidenschaftlich verehrt und sein Bild ist präsent wie bei uns früher wohl das Konterfei des Kaisers. (Wie bei einer - nur von Schweden besuchten - Podiumsdiskussion heute Abend ein Redner etwas bitter sagte: Man könne in der Türkei mit gewissem Geschick besauch ohne Kapital ein kleines Geschäft eröffnen, aber niemals ohne ein Atatürkportrait…)
Im Positiven würde ich auch die überwältigende Gastfreundschaft als Wunsch, Fremden zu zeigen, worauf man stolz ist, mit diesem uns Deutschen so fremden und natürlich keineswegs unproblematischen Nationalstolz in Verbindung bringen.

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