[lahmacun]

İstanbul'un yabancısı

Çarşamba, Ağustos 30, 2006

Sprachliches III: Türkische Namen

Etwas nach meinem Geschmack sehr Schönes, jedenfalls immer wieder Unterhaltsames an der türkischen Sprache sind die sprechenden Namen. Zwar gehören sie meist eher dem poetischen Wortschatz an (eine Ausnahme ist das Alltagswort Deniz=‘Meer’, das als Vorname sehr verbreitet ist), doch ist die Bedeutung noch nicht so verdunkelt wie bei uns, man kennt die Bedeutung seines Vornamens und in etwas umfangreicheren Wörterbüchern sind diese Wörter auch alle zu finden.
Ist es nicht schön, ‘Bukett’, ‘Regen’, ‘Liebhaber’ oder ‘Wunsch/gewollt’ zu heißen [mit dieser Bedeutung gibt es unzählige Vornamen; vermutlich sollen sie dem Verdacht zuvorkommen, der/die Träger(in) könnte sein/ihr Leben allein unzureichender Familienplanung verdanken], ‘Paradies’, ‘Allmacht’ oder ‘sehr großzügig’? Oder wie wär’s mit ‘leichter, sommerlicher Landwind (zum Meer hin)’? Oder ‘Grübchen’/‘Zublinzeln, schmachtender Blick’ wie eine Kollegin von mir, die derer mit Sicherheit viele zugeworfen bekommt?
Weniger schön dagegen, wenn man (wie mein Chef) zwar mit Vornamen noch recht ansehnlich ‘groß/erhaben’ heißt, mit Nachnamen aber ‘Thymusdrüse’.
Da die Familiennamen historisch ziemlich jung sind (von Atatürk eingeführt - von wem auch sonst), haben nämlich auch sie in der Regel eine noch heute leicht ersichtliche Bedeutung. Das kann zu lustigen Kombinationen führen, wie bei einem Freund von mir, der mit Vornamen ‘Lauf der Welt/Schicksalsrad’ und mit Nachnamen ‘dreht sich nicht’ heißt (Dönmez, die verneinte Form des bekannten Drehspieß-Fastfoods).

Pazartesi, Ağustos 28, 2006

yağmur








Regen - aber was für einer!
Istanbul unter grauem Himmel... Dass ich das noch erleben darf (nach 4 Monaten permanenter Sonneneinstrahlung)!
Selten so nass geworden und nie so einen Spaß dabei gehabt..

Pazartesi, Ağustos 14, 2006

orient & okzident - Ach wie schön sind doch Klischees..


Nach einem Kurzurlaub in Österreich – eine Woche mit Lust 5-lagiges Toilettenpapier in die Schüssel gepfeffert – hat mich das laute, schmutzige, heiße Istanbul wieder. Und ein Tag auf einem kleinen privat gemieteten Bosporuskreuzer – vormittags in einer ruhigen Bucht kurz vor dem Schwarzen Meer anlegen, den ganzen Tag nichts tun als sonnen, ins relativ klare Wasser springen, schwatzen und sich an den Produkten türkischer Vorspeisenkunst gütlich tun, bei Sonnenuntergang grillen und schließlich an den herrschaftlichen Sommerresidenzen der alten Familien Istanbuls, die eindrucksvoll beleuchtet das Bosporusufer säumen, vorbei nach Hause tuckern – entschädigt völlig für das Fehlen dieser Annehmlichkeiten westlichen Lebensstils.
Mögen solche mondänen Späße auch nur einem Bruchteil der hiesigen Gesellschaft möglich sein, ich bin dennoch überzeugt, dass Türken allgemein besser zu leben wissen. Was ich als „Tee-und-Garten-Kultur“ bezeichnen möchte (sicherlich kein türkisches Monopol) – der obligatorische Familienpicknicksonntag; das stundenlange Zusammensitzen im Teegarten, bei dem außer Wasserpfeifenrauch nichts produziert wird; der Brauch, jedem erst mal Tee anzubieten, bevor man (evtl.) zum Wesentlichen kommt; die alten Männer, die in den ihnen vorbehaltenen bescheidenen Cafes mit großem Ernst und wenigen Worten Karten spielen ohne irgendetwas zu konsumieren – das alles mag dem türkischen BSP nicht zuträglich sein, aber jemandem, der auf deutsches Effizienzdenken konditioniert ist, erscheint es wie die Verheißung des Paradieses…

Salı, Ağustos 01, 2006

Räuber & Gendarm auf der Istiklal



Gestern kam es ein paar Hundert Meter vor meiner Wohnung auf der Istiklal Caddesi zu einer Auseinandersetzung zwischen Politei und 'Autonomen', die offenbar gegen die israelischen Militäraktionen im Libanon protestierten. In meiner grenzenlosen Naivität (habe gar nicht eingesehen, warum ich, ohnehin in Eile, einen Umweg nehmen sollte) bin ich zielstrebig in die immense Tränengaswolke hineinspaziert. Etwas verdutzt zwischen zwei Linien stehend habe ich dann erst mal ein paar Steine neben mir aufschlagen und an die Waden spritzen lassen, bis ich festgestellt habe, dass 1. Tränengas wirklich unangenehm ist und 2. die Seitenstraßen der Istiklal auf dieser Höhe dummerweise fast alle Sackgassen sind. Als weitere Erkenntnis darf ich notieren, dass das Betreuungsverhältnis nichts zu wünschen übrig lässt: Auf einen Demonstranten kommt mindestens ein schlagstock- und gasmaskenbewehrter Polizist.