Sprachliches III: Türkische Namen
Etwas nach meinem Geschmack sehr Schönes, jedenfalls immer wieder Unterhaltsames an der türkischen Sprache sind die sprechenden Namen. Zwar gehören sie meist eher dem poetischen Wortschatz an (eine Ausnahme ist das Alltagswort Deniz=‘Meer’, das als Vorname sehr verbreitet ist), doch ist die Bedeutung noch nicht so verdunkelt wie bei uns, man kennt die Bedeutung seines Vornamens und in etwas umfangreicheren Wörterbüchern sind diese Wörter auch alle zu finden.
Ist es nicht schön, ‘Bukett’, ‘Regen’, ‘Liebhaber’ oder ‘Wunsch/gewollt’ zu heißen [mit dieser Bedeutung gibt es unzählige Vornamen; vermutlich sollen sie dem Verdacht zuvorkommen, der/die Träger(in) könnte sein/ihr Leben allein unzureichender Familienplanung verdanken], ‘Paradies’, ‘Allmacht’ oder ‘sehr großzügig’? Oder wie wär’s mit ‘leichter, sommerlicher Landwind (zum Meer hin)’? Oder ‘Grübchen’/‘Zublinzeln, schmachtender Blick’ wie eine Kollegin von mir, die derer mit Sicherheit viele zugeworfen bekommt?
Weniger schön dagegen, wenn man (wie mein Chef) zwar mit Vornamen noch recht ansehnlich ‘groß/erhaben’ heißt, mit Nachnamen aber ‘Thymusdrüse’.
Da die Familiennamen historisch ziemlich jung sind (von Atatürk eingeführt - von wem auch sonst), haben nämlich auch sie in der Regel eine noch heute leicht ersichtliche Bedeutung. Das kann zu lustigen Kombinationen führen, wie bei einem Freund von mir, der mit Vornamen ‘Lauf der Welt/Schicksalsrad’ und mit Nachnamen ‘dreht sich nicht’ heißt (Dönmez, die verneinte Form des bekannten Drehspieß-Fastfoods).